Vogelfelsen
Die Vogelfelsen an Islands Steilküsten sind oft von zehntausenden Seevögeln bevölkert. Da die verschiedenen Vogelarten individuelle Ansprüche an ihren Nistplatz stellen und sich durch unterschiedliche Verhaltensweisen auszeichnen, sind die Vogelfelsen ganz charakteristisch in mehrere Zonen gegliedert:
- Die Gryllteisten (Cepphus grylle) gehören zur Familie der Alkenvögel und sind auf der gesamten Nordhalbkugel (v.a. Island, Färöer Inseln, Irland, Norwegen und Schottland) verbreitet. Sie nisten im untersten Stockwerk nahe der Wasserlinie und legen ihre Eier auf den blanken Felsboden.
- Direkt über den Gryllteisten, am oberen Ende des Geröllhanges nisten die Krähenscharben (Phalacrocorax aristotelis). Sie gehören zu der Familie der Kormorane und brüten in ihrem Nest aus Tang zwei bis fünf Eier innerhalb von etwa 30 Tagen aus.
- Im nächsten Stockwerk brütet die Dreizehenmöwe (Rissa tridactyla) ihre Jungen in etwa 27 Tagen, auf schmalen Simsen, Felsbändern oder Felsrissen aus. Die aus Pflanzenmaterial bestehenden Nester sind regelrecht an die Felswand geklebt. Dabei kann die Nestdichte bis zu 12 Nester pro 10 m² betragen, da nur der Neststandort als Revier verteidigt wird. Die Jungvögel sitzen nach dem Brüten geschützt zwischen der Felswand und einem Altvogel in ihrem Nest. Sie fliegen in der Regel erst in einem Alter von 42 – 43 Tagen aus und werden sogar nach dem Ausfliegen noch im Nest gefüttert.
- Ebenfalls auf schmalen Simsen, Felsbändern, Gesteinsplatten und in kleinen Nischen brüten kolonieweise Trottellummen (Uria aalge) und Dickschnabellummen (Uria lomvia). Sie gehören wie die Gryllteisten zu den Alkenvögeln. Im Unterschied zu den meisten anderen Vögeln bauen Lummen keine Nester, sondern rollen ihr Ei direkt auf die Füße und drücken es gegen die Körperunterseite. Bereits nach drei Wochen stürzen sich die noch flugunfähigen Jungtiere in das bis zu 100 Meter unter ihnen liegende Wasser.
- Ein weiterer Vertreter der Alkenvögel ist der Tordalk (Alca torda) der in kleinen Höhlen und Nischen seinen Brutplatz findet. Sie bilden zumeist große Kolonien zusammen mit anderen Arten der Alkenfamilie. Der Tordalk legt nur ein Ei in sein Nest. Die jungen Tordalke segeln nach nur 20 Tagen aufs Meer, werden aber dort weiterhin von ihren Eltern gefüttert.
- Der Eissturmvogel (Fulmarus glacialis) ist der einzige Vertreter der albatrosartigen auf der Nordhalbkugel. Die Eissturmvögel brüten ihre Jungen Anfang Mai innerhalb von etwa 48 – 53 Tagen, in Nestern auf Felsvorsprüngen in steilen Klippen aus.
- Der Papageitaucher (Fratercula arctica), mit seinem intensiv gefärbten Schnabel, gehört wohl zu den bekanntesten und auffälligsten Brutvögeln Islands. Sie nisten bevorzugt in sehr dichten Kolonien am oberen Ende der Steilküste in kleinen Höhlen, die sie selbst in die Grasabhänge graben. Die Brutkammer liegt am Ende der rund 1 m langen Röhren, in der je ein Ei ausgebrütet wird. Die Eier werden je nach geographischer Lage und Schneelage zwischen Mitte April und Mitte Mai gelegt. Die Brutzeit beträgt bis zu 38 Tage. Die Elternvögel brüten und füttern etwa zu gleichen Teilen. Die Jungvögel fliegen nach etwa 37 bis 54 Tagen aus, schwimmen auf das Meer hinaus und kehren nicht mehr zu der Kolonie zurück. Außerhalb der Brutzeit leben die Tiere ausschließlich auf dem offenen Meer. Sie ernähren sich überwiegend von Sandaalen. Island hat weltweit den mit Abstand größten Bestand mit allein 3 – 4 Millionen Paaren. Jedes Jahr werden in Island und den Färöern 500.000 Papageientaucher als Speisevögel und wegen ihrer Federn gefangen, der Bestand ist aber auf Grund der Größe der Population nicht in Gefahr.